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Reflexionen von einem Sammler

Autor: (dem Web-Master bekannt)

Über Hersteller, die keine Ahnung von den Spielen haben, die mit ihren Karten gespielt werden

Sicher werden immer mehr Karten hergestellt, die nicht zum Spielen gedacht sind und mit denen auch nie gespielt wird. Besonders Souvenirkarten mit Bildern von Städten, Nationalparks oder Ereignissen und sonstige Bilderkarten, die irgendwelche Themen wie Tiere, Autos oder Schauspieler zeigen, scheinen dabei Hochkonjunktur zu haben. Von dem her mag es ja erklärbar sein, wenn man sich auf die Produktion konzentriert und sich weniger darum kümmert, dass Karten eigentlich zum Spielen gemacht werden.

Egal; es werden immer noch viele Karten eigens hergestellt um damit Skat, Bridge oder Jass zu spielen. Da erstaunt es sehr, wenn ein Hersteller Karten auf den Markt bringt, die untauglich sind, um das entsprechende Spiel zu spielen. Lassen Sie mich erzählen!

In der Schweiz kennt man zwei Kartenbilder. Eines mit den speziellen Schweizer Farbzeichen Schelle, Schilte (Schild), Eichel und Rose, auch Deutsche Karten genannt, und eines mit den bekannten französischen Farben Pik, Coeur, Karo und Treff. Beide Typen werden auch als Jasskarten bezeichnet, denn das primäre Spiel, für das sie gedacht sind, heißt Jass. Nun hat ein führender Kartenhersteller in der Schweiz einmal ein kombiniertes Spiel herausgegeben, das es ermöglichen sollte, dass Jasser unabhängig von ihren Präferenzen zusammen spielen können.

Als sogenannter Kombi-Jass wurden diese Karten dann auf den Markt gebracht. Wahrscheinlich hat man einen Historiker damit beauftragt, die jeweilige Kombination zwischen deutsch und französisch zusammenzustellen. Von dem her gab es nichts auszusetzen, denn gemäß dem aktuellen Stand des Wissens, stimmten die Zuordnungen.

Dummerweise aber haben die Spieler andere Kriterien, die erst Jahrhunderte nach der Entstehung der Farbzeichen zur Anwendung kamen. Konkret spreche ich von einer gewissen Taktik beim Jass, mit der man durch eine bestimmte Spielweise seinem Partner Hinweise auf das eigene Blatt gibt. Sie nennt sich "Farbe verwerfen" (Farb verrüere). Wer Coeur spielt, zeigt, dass er Karo möchte und wer Eichel spielt, will Rose. Dabei sind diese Farbpaarungen fest und indem man eine Farbe "verwirft", signalisiert man, dass man in der Gegenfarbe stark ist.

Nun brachte dieser Hersteller ein Spiel heraus, bei dem dieses Farbe Verwerfen über die Farbsysteme hinaus nicht funktionierte. Schauten ein Spieler und sein Partner jeweils auf ein anderes Farbsystem, so konnte das Gegenüber gar nicht "verstehen", was sein Partner anzeigen wollte.

Dieser Hersteller hat sich wohl gewundert, warum diese Karten kein Verkaufsschlager waren, denn Jahre später brachte er eine überarbeitete Version auf den Markt. Wer aber meint, dass die Farbpaarungen jetzt endlich auch für die Jasser stimmten, sah sich getäuscht. Die größte Änderung war nämlich, dass die Trennungslinie nicht mehr waagrecht zum Bild war, sondern diagonal. Bravo!

Erst vor wenigen Jahren kam endlich ein brauchbarer Kombi Jass auf den Markt. Endlich können somit "Französische" und "Deutsche" Jasser zusammen spielen.

Zum Schluss möchte ich noch die Bemerkung los werden, dass es eine Jasszeitung gibt, die vor Jahren eben diesen unbrauchbaren Kombi-Jass lobte. Wörtlich kann man dort nachlesen: "Damit wurde es möglich, dass jeder Spieler mit den ihm geläufigen Karten spielen konnte." Jetzt weiß ich nicht, was schlimmer ist: Ein Hersteller, der keine Ahnung von den Spielen hat, die mit seinen Karten gespielt werden, oder ein Jassclub, der anscheinend die geläufigsten Taktiken des von ihm vertretenen Spiels nicht kennt!


7. November 2009

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