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Die verschiedenen Typen chinesischer Karten

Autor: Rolf Zimmermann

Einführung

Über 95 % aller Spielkarten weltweit stehen in ihrer Entstehungsgeschichte in irgend einer Weise näher oder weiter in einem Zusammenhang. Ausnahmen sind die Japanischen Awase-Spiele, die Tarot/Tarock-Karten, vielleicht die mongolischen Karten sowie einige ausgedachte Spiele der Gegenwart. Jedoch wären auch diese ohne die bereits bestehenden Standartkarten nicht als Spielkarten entwickelt worden.

Eigentlich gibt es nur drei kulturelle Großkreise der Kartenspiele:

den Chinesischen Kreis, den Europäischen Kreis, den Indischen Kreis

Einigkeit besteht heute allgemein darin, dass der Ursprung der Spielkarten in China zu suchen ist. Schriftliche Hinweise weisen bis ins 8. Jahrhundert zurück - ohne dass jedoch Konkretes daraus geschlossen werden könnte. Ganz zu schweigen davon, dass kein einziges Spiel aus dieser Zeit überliefert ist. Das älteste uns bekannte Spiel stammt nämlich nicht aus China, sondern ausgerechnet - aus Deutschland: das Stuttgarter Jagdspiel aus dem frühen 15. Jahrhundert.

Die europäischen Spielkarten sind insgesamt etwa gleich alt wie die indischen, wahrscheinlich etwas älter.

Die Chinesischen Spielkarten

Im heutigen China kennt man, neben den immer schneller vordringenden französischen Spielkarten, drei hauptsächliche Kartentypen.: Dominokarten, Geldkarten und Schachkarten.

Durch schriftliche Zeugnisse lässt sich ihre Existenz auch in weiter zurückliegender Vergangenheit mit guter Wahrscheinlichkeit annehmen.

Dominokarten

Chinesische Domino Karten

Die Dominokarten gelten als der älteste Kartentypus überhaupt. Eventuell sind sie so entstanden, dass durch ein staatliches Würfelverbot, die 21 möglichen Wurfkombinationen mit 2 Würfeln auf Plättchen markiert wurden und dieser Satz dann verdoppelt oder vervierfacht wurde. Dominokarten kommen in China als schmale Karten oder als längliche schwarze Steine vor. Sie sind die direkten Vorfahren der russisch-europäischen Dominosteine, nicht jedoch unserer Spielkarten. Die Spielregeln des europäischen und des chinesischen Domino haben keinerlei Ähnlichkeiten miteinander.
Chinesische Domino Karten


Chinesische Domino Steine

Geldkarten

Die Geldkarten gelten als die direkten Vorfahren unserer und der indischen Spielkarten, obwohl man es auf den ersten Blick kaum vermuten würde. Ihr Entstehen wurde sicher durch die bereits existierenden Dominokarten inspiriert. Vielleicht hat das in China bei Leichenfeiern in den Ahnentempeln stapelweise verbrannte Totengeld dabei eine gewisse Rolle gespielt.


Chinesische Kupfermünzen

Totengeld-Schein im "Wert" von 5 Millionen

Man unterscheidet in einem Satz Geldkarten drei bis vier verschiedene Kartentypen:

Münzkarten

Die chinesischen Münzen mit viereckigem Loch sind von Eins bis Neun angebracht. Ihre Anordnung ist nicht immer unbedingt auf den ersten Blick einsichtig, weshalb zuweilen spezielle Randmarken angebracht sind, deren Bedeutung man natürlich kennen muss.


Münzkarten (Einer)

Münzschnüre

Münzen wurden früher auf einer Lederschnur zu 100 Stück aufgereiht werden. Solche Münzschnüre sind auf dem zweiten Kartentyp von Eins bis Neun dargestellt.


Münzschnüre (Hunderter)

10'000er - Karten

Die Chinesen sind die Erfinder des Papiergelds. Auf den Geldkarten gibt es Einheiten zwischen 10.000 und 90.000. Anders als die Münzkarten und Münzschnurkarten, sind diese Karten durch die Schriftzeichen und durch kleine Figuren gekennzeichnet.


10'000er - Karten

Sonstige

Selten gibt es auch Sätze von Eins bis Neun für die Millionen. Häufiger finden sich einzelne Sonderkarten unterschiedlicher Verwendung.


Sonderkarten

Geldkarten gibt es in verschiedensten Varianten, die miteinander teilweise recht wenig Ähnlichkeit haben. Die meisten von ihnen haben Randmarken zur besseren Erkennung des Zahlenwertes.

Münzen Münzschnüre 10'000er Sonderkarte


Modernes Geldkartenspiel aus Plastik

Die Geldkarten haben sich mit den Überseechinesen in Südostasien verbreitet und werden auch heute noch in eigenständigen Varianten von Vietnamesen, Thais und Indonesiern gerne gespielt.


Thailand

Indonesien

Vietnam

Mah Yong

Eine auch bei uns heute gespielte Variante der Geldkarten ist das Mah-Yong-Spiel. Es ist wahrscheinlich im 19. Jahrhundert aus kommerziellen Gründen für europäische Käufer entwickelt worden, bevor die Chinesen selber daran Gefallen gefunden haben und es schließlich zu einer Art Nationalspiel aufgestiegen ist.

Aus Münze wurde dabei flugs "Lotos" und aus Münzschnur "Bambus". Die Spielregeln sind jedoch ähnlich. Es geht, wie bei fast allen chinesischen Kartenspielen, nicht darum, dem Gegner Karten abzunehmen (stechen, schlagen, übertrumpfen), sondern selber möglichst hochwertige Kartenkombinationen zu sammeln. Nichts könnte die unterschiedliche Mentalität von Europäern und Chinesen besser charakterisieren! Das Chinesische Denken ist auf Harmonie aufgebaut, nicht auf Kampf!


Mah- Yong-Steine sind ebenfalls Varianten der Geldkarten

Mah Yong gibt es als Steine und als Spielkarten. Es kam bereits zur Wende des 20. Jahrhunderts nach Europa und erfreute sich zwischenzeitlich gewaltiger Beliebtheit.

Den Europäern waren die originalen Steine und Karten jedoch teilweise etwas zu karg und sahen ihnen zu wenig "chinesisch" aus. So wurde um 1900 in Italien ein Kartensatz gedruckt mit bekannten Illustrationen aus den Heldenepen der Zeit der "Drei Reiche" (220 - 280 n. Chr.).


Italienische Mah Yong Karten mit klassischen Motiven

Diese Mode ist inzwischen auch in China selber angekommen. So werden heute hauptsächlich Dominokarten mit traditionellen oder auch modernen Motiven aus der Popszene bedruckt.

Schachkarten



 
Das Schachspiel hat seine Anfänge in Indien, ist jedoch dort in der Urversion ausgestorben. Von Indien wanderte es einerseits in den Iran, wo es sich zu dem uns bekannten Königsspiel entwickelte. (Schah, Schach: persisch, der König).
Andererseits wanderte es direkt nach China, wo es eine andere Form annahm, jedoch sicher näher am indischen Urmodell steht. Es gibt noch eine dritte Variante in Japan, die jedoch den beiden anderen gegenüber sehr verschieden ist.
Äußere Unterschiede zwischen persischem und chinesischem Schach ist zunächst einmal das unterschiedlich Spielbrett. Dann werden zum Spielen niemals Figuren verwendet, sondern runde Steine, auf denen die Schriftzeichen der Figuren aufgeprägt sind.

Manche Figuren sind in ihrer Zugkraft identisch, wie Turm/Wagen oder (fast) das Pferd. Andere Figuren sind im internationalen Schach unbekannt wie Kanone und Elefant; andererseits fehlt die starke Dame vollkommen im chinesischen Schach. Insgesamt spielt sich Chinaschach schneller als internationales Schach. Verwirrend ist die Tatsache, dass die Zeichen beider Sätze teilweise verschieden sind und auch nicht in allen Spielen übereinstimmen.
Während auch Chinaschach ein Schlagspiel ist, ist das chinesische Kartenschach ebenfalls ein Sammelspiel, wo es um die Kombination hochwertiger Zusammenstellungen geht.
In Kambodscha habe ich Taxifahrer beobachtet, die Kartenschach mit runden Schachsteinen spielten, die sie in der Hosentasche mitführten.

General (König)
Mandarin
Elefant
Pferd (Springer)
Wagen (Turm)
Kanone
Krieger (Bauer)

Zweifarbiges Schachkartenspiel

Pferd Krieger Elefant Kanone

Vierfarbiges Schachkartenspiel

Sonstige Karten

Neben diesen drei Haupttypen gibt es noch vereinzelte andere Arten. Man fasst sie auch als Schriftzeichen-Karten zusammen, weil sie durch verschiedene Schrift- oder Zahlzeichen ausgezeichnet sind. Insgesamt spielen sie jedoch eine untergeordnete Rolle. Man könnte sie auch als sehr entfernte Verwandte der Geldkarten ansehen.


16. April 2006

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